Montag, 24. Oktober 2011

Ein Tag in Trier - Altes neu - Neues alt - mit andern Augen sehen

Trier - die älteste Stadt Deutschlands - so steht es auf dem ersten Schild, dass ich sehe, als ich aus dem Parkhaus komme. Strahlender Sonnenschein. Ein wunderschöner Herbsttag - Sightseeing mit Kindern, 1. Versuch. Fazit: gelungen, toller Tag, tolle Eindrücke... das wird fortgesetzt.
Trier - die von mir meistbesuchte Stadt Deutschlands - ich kann es nicht zählen. Ich komme mit Sicherheit auf mehr als zwei volle Hände. Schulausflüge ohne Ende, Firmfahrt, Dienstreisen, private Besichtigungstouren mit Verwandten aus allen Himmelsrichtungen, Wallfahrt und jetzt gebe ich diese schöne Stadt an meine Kinder weiter : )
Trier hat sich schön herausgeputzt für uns. Aber diesen Charme habe ich schon vor vielen Jahren entdeckt und wenn, wie heute, die Sonne die historischen Orte liebevoll "weichzeichnet", wird man gefangen genommen von der Römerstadt.
Das erste Sightseeing - Projekt mit meinen 6 und 8 Jahre alten Kinder heißt PORTA NIGRA. Für die Kinder ist es ein Riesenspaß die drei Etagen zu erklimmen und viele spannende Ecken zu entdecken, zu merken, wie man Stück für Stück höher steigt und andere Blicke hat - auf immer gleiche Ansichten. Familienfreundlich ist der Besuch in finanzieller Sicht, denn die Kinder werden nur statistisch gezählt, aber es wird nicht für sie gezahlt. Mit drei Euro sind wir also dabei und drin und drauf....
Die Kinder interessiert natürlich nicht, dass die neuere Datierung des ehemaligen römischen Stadttores (und des besterhaltenen in Deutschland) das Momunent ca 150 - 200 Jahre jünger macht, als der Trierer lange dachte. Aber man ist sich mittlerweile einig: ca 180 n.Chr. wurde die Porta gebaut - aber vollendet wurde sie nie...
Aber fleißig ein- und umgebaut: ins Simeon - Stift, das nach dem Tod und der Heiligsprechung zu Ehren des Hl. Simeon quasi an das Tor gebaut wurde. Damit war es seine Bestimmung los und wurde zur Kirche. Eine Doppelkirche, zwei Kirchenräume übereinander... Fragt man sich doch heutzutage: wozu das denn?
Ein Rest ist die Apsis, die deutlich zu erkennen ist und anmutig wirkt.
Sie ist einen Besuch wert, die Porta Nigra. Und mit Kindern in angemessenem zeitlichen Rahmen unterhaltsam zu erkunden.
Wir spazieren weiter zum Markt. Das Treiben ist unbeschreiblich... Der Trierer genießt wohl gerne! Und die Touristen auch. Auch das Eis - aus der ersten Eisdiele, die am Weg lag.
Spätestens hier merkt man dann doch, dass die älteste Stadt nicht nur Römerstadt ist, wobei sie neben der Porta Nigra mit den Thermen, dem Aphitheater u.u.u. unendlich viel "Römisches" zu bieten hat. Schon von der Porta sieht man den Dom. Der unter Kaiser Konstantin begonnene Sakralbau ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und noch immer Bischofskirche für das Bistum Trier. Er ist schön, man kann viel entdecken. Schon ihn von außen zu betrachten, an den erhabenen alten Wänden vorbeizugehen... und die unterschiedlichen Stile zu sehen, aneinandergebaut und aufeinandergesetzt, unpassend und doch ein Gesamtkunstwerk. Er fasziniert, der Dom.

Und er beherrbergt eine Reliquie, die umstritten, wie alle Jesus-Reliquien, dennoch immer wieder die Pilger nach Trier ruft. Der Heilige Rock, aufbewahrt in einem Behältnis fernab von den Augen der Besucher, zu erreichen über die "Pilgertreppe" - die natürlich verschlossen ist, wenn das Heiligtum nicht ausgestellt ist...
Die Aufbewahrung des Rockes in Trier ist beurkundet seit 1196, einer Zeit in der Religuien für die Gläubigen eine unbeschreibliche Wichtigkeit besassen. Die Echtheit hat dem Glauben damals keinen Abbruch getan. Und Kaiserin Helena, die Mutter Konstantins, hat dem Religuienglauben treue Dienste geleistet, hat sie doch nicht nur den Rock nach Trier und die Windeln nach Aachen geholt, sondern sicher auch bei diversen anderen "Geschenken" ihre Finger im Spiel gehabt ;-)
Ach ja: Prüm hat die Sandalen Jesu - der leiblichen Auferstehung steht also nichts im Wege, ausgestattet ist der Herr, wobei ich ihm wünsche, dass er die Windeln nicht braucht.
An dieser Stelle sei gesagt: Guter Humor gehört zu gutem Glauben dazu. Zur letzten Heiligrockwallfahrt - sie fand statt während meines Studiums der praktischen Theologie - bin ich mit meiner Mutter gepilgert (im Pilgerrucksack eine gehörige Portion innere Distanz und Zweifel). Sie sah den Rock als Kommunionkind und wollte unbedingt dabei sein, wenn er wieder aus der Holzkiste genommen und den Gläubigen gezeigt wird - wie schon so oft vorher.
Dem Leser wird meine kritische Haltung zu diesem Heiligtum aufgefallen sein. Aber es ist, wie ich so oft zu sagen pflege: Glaube kann nicht erklärt werden und Wahrheit ist eine Größe, die sich in religiösen Dingen einer anderen Ebene bedient, als in der Naturwissenschaft. Wissenschaftlich ist es so, dass das Alter dieses Kleidungsstückes nicht mehr genau datiert werden kann. Nachweisbar ist seine Geschichte durch verschiedenste Materialien - immer wieder so wichtig, dass es aus- und aufgebessert werden musste, sehr alte Fragmente, die nach Stoff und Art in die Zeit Jesu passen könnten, sind noch vorhanden... Nun denn, jeder entscheide für sich.
Meine Kinder sind im Dom einzig fasziniert vom Taufbecken, das die Frage hervorbringt: "Haben die darin gebadet?"
Unser Ausflug endet beim Amerikaner am Trierer Markt. Und einer Autofahrt nach Hause Richtung Köln mit einem schönen herbstlichen Sonnenuntergang...
Trier war eine (Tages-)Reise wert. Ist es immer wieder - übrigens auch an Tagen, an denen die vielen netten Läden geöffnet haben, denn bummeln und shoppen geht in dieser angenehmen Fußgängerzone auch ganz hervorragend :-)

sonst noch sehenswert: Kaiserthermen und Amphitheater, Konstantinbasilika, Karl-Marx-Stätten, Benediktiner - Abtei St. Matthias (mit dem Apostelgrab des Hl. Matthias! Und wer hat die Gebeine nach Trier gebracht? Na? Jawoll: Helena), St. Gandolf am Markt, Stadtmuseum Simeonstift uvm