Montag, 6. Oktober 2014

Hamburg mit Kindern - Ballinstadt und Bummeln...

Da bin ich wieder - Hamburg :)
Aber diesmal nicht alleine oder in Begleitung kulturbegeisterter Erwachsener - nein, FAMILIENURLAUB ist das Thema! Mit zwei Kindern, 9 und 11 und den dazugehörigen Großeltern.
Das Städteprogramm erfordert also generationenübergreifende Passgenauigkeit.

Heute gibt es zwei Tipps dazu - einen zum Bummeln und einen musealen!
Bummeln - meine Kinder lieben es und nachdem erst der Kinderwunsch in einem großen "Kaufhaus für Elektronikkram" befriedigt war, konnten sich die zwei "Kleinen" auf genußvolles Bewundern, Schaufenster bestaunen und hier und da hineinschnuppern im Levantehaus begeistern. Mönckebergstraße 7, hier befindet sich dieses alte Kontorhaus, das heute eine Einkaufspassage des gehobenen Geschmacks mit Gastronomie und künstlerischem Augenschmaus beinhaltet.

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Nette kleine Läden laden zum Verweilen ein. Nachdem das Levantehaus im zweiten Weltkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut wurde, entstand mit dem Ausbau in eine Einkaufsgalerie ein echtes kleines architektonisches Schmuckstück. Zwischen Erdgeschoss und 1. Etage gibt es eine Art Durchbruch, durch den eine Galerie entstand, die vom englischen Bildhauer Barry Baldwin mit einer Art Fries geschmückt wurde, das aussterbende Tierarten zeigt. Eine Glaskonstruktion über der eigentlichen Galerie verschafft Licht und eine besondere Atmosphäre... es ist einfach schön da! Und für meine Kids war es toll, ungeröstete Kaffeebohnen zu bewundern - im Cafehaus "Die Rösterei".

Der Museumstipp ist ein Ort, der wirklich fasziniert und in eine völlig andere Welt führt: die Ballinstadt. Die ehemaligen Auswandererhallen Hamburgs. Ja, klar ist das irgendwie logisch - den Hafen gibt es seit dem 12 Jahrhundert, schon seit sehr langer Zeit hat er, was Handel und auch die Seepassage angeht eine wichtige Stellung - aber macht man sich wirklich Gedanken darum, dass von dort aus jährlich tausende Auswanderer nach Übersee fuhren? Der Ungewissheit entgehen? Mit den wichtigsten Habseligkeiten, oft dem letzten Geld. Die Familie und Freunde zurücklassend...
Albert Ballin, Hamburger und Vorsitzender der HAPAG sorgte für den Bau der Unterkünfte für Auswanderer, die aus ganz Europa hierher kamen, mit einem Sack voller Träume. So schuf die HAPAG als erste Gesellschaft beispielhaft einen Aufenthaltsort - und einen geregelteren Ablauf der langwierigen Auswanderung.
Das Museum, das sich in drei wiedererrichteten Hallen des ursprünglichen Komplexes befindet, erzählt von der Zeit zwischen 1850 und 1934, den Um- und Zuständen in denen sich Menschen damals zur Auswanderung entschieden und ihrer Ankunft und den Aufgaben, Anforderungen und Schwierigkeiten, mit denen die Neuankömmlinge in den USA oder Südamerika zu kämpfen hatten.
Irgendwann heute, als ich in einem nachgebauten Schiffsteil sehr originalgetreue Zwischendeck-Kajüten anschaute (und das waren nicht mal die schlechtesten Reiseplätze), dachte ich darüber nach, warum Menschen damals und unter welchen Bedingungen auswanderten. Amerika versprach damals demokratische Verhältnisse, dort konnten alle Kinder zu Schule - egal ob Mädchen oder Junge. Dort galten die Worte Gleichberechtigung und Wohlstand etwas. Ja, klar, nicht überall. Aber man schaue, wie sich Europa damals präsentierte: Kriege, Auseinandersetzungen, politische Unruhen, reiche Obrigkeiten, armes Volk, Krankheiten, unbeschreibliche Armut - auch Bildungsarmut! Und heute? Europa schreit auf, ob der Flüchtlinge, die aus Gebieten mit Kriegen, Auseinandersetzungen, politischer Unruhen, reichen Obringkeiten und armem Volk, Krankheiten und unbeschreiblicher Armut zu uns kommen. Wo demokratische Grundwerte, Versorgung und die Hoffnung auf ein besseres und wenn nur sichereres Leben wohnen. Über fünf Millionen Menschen sind von Hamburg aus in "ein besseres Leben" gezogen - oft mit nichts. Heute sind die "Häfen der Träume" - port of dreams, so nennt man die Ballinstadt - wo anders....
Dieses Museum ist interaktiv. Keine endlosen Infotafeln, sondern verteilt in den unterschiedlichen Räumen finden sich alte Telefone, und damit hört sich der Besucher die Erzählungen und Berichte von Auswanderern an. Spannend gemacht. Und quer durch die Zeit und von Kindern wie Erwachsenen erzählt. Und für kleine Besucher gibt es eine kleine Kindertour, ein interaktives Quiz. Gute Exponate und eine liebevolle Gestaltung machen die Dauerausstellung zu einem wichtigen Zeugnis. Und meine Kinder? Fanden es super cool! Und die Großeltern? Fanden es außerordentlich spannend... In Haus 2 gibt es denn auch noch einen Raum, in dem mehrere PC´s einladen, eigene Verwandte, von denen man vielleicht erzählen hörte, sie seien ausgewandert, in Passagierlisten und andere (weitgefächerten) Unterlagen zu suchen. Wer weiß, vielleicht findet sich ja doch noch eine reiche Tante in Amerika? ;-) Wer darüber noch nachdenken muss, kann das in der angeschlossenen Gastronomie tun, vielleicht nachdem er im netten Museumsshop ein Buddelschiff erworben hat.
http://www.ballinstadt.de/BallinStadt_Auswanderermuseum_Hamburg/Erlebnismuseum.html

So weit also die Tipps des Tages. Hamburg scheint sehr gut geeignet für Familienurlaub!

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