Montag, 11. Juni 2012

Mein spanisches Abenteuer Tl. 2 - Fronleichnam auf spanisch oder la dimensión epirituals

Sich in dieser wundervollen Stadt einfach treiben zu lassen ist das Beste, was man machen kann. So meine Erfahrung. Nachdem der in Spanien zeitlich begrenzte Internetzugang im Kaffee-Laden meiner Wahl meine Aktivitäten beendet hatte, entdeckte ich zufällig schräg gegenüber eine Kirche, die plötzlich geöffnet war. Katholisch und zum Gottesdienst einladend. Da ich eigentlich die dt. Gemeinde besuchen wollte, dieses Vorhaben aber meinem Bedürfnis zu schlafen zum Opfer gefallen ist, begebe ich mich einfach in die Kirche St. Jaume. Den Namen muss ich mir aufschreiben, denn die wirklich schöne Kirche, die die Ordensgemeinschaft Comunidad del cordero beherbergt, ist nicht in meinem Stadtplan benannt. :( Wie schade!
Und dann erlebe ich einen Gottesdienst, der mir so viel Ruhe und Erholung und Zeit für mich gibt, wie ich es nicht gedacht hätte... ja, ich verstehe nur hin und wieder ein Wort. Aber in einer hl Messe ist es ja wie in einem guten Backrezept - man kennt die Zutaten und dann klappt es schon irgendwie. Und der Gesang der Schwestern und Brüder (ja, gemischt, das fand ich sehr schön) sorgte dann endgültig dafür, das alles hinter mir blieb - oder draußen.
Der Predigt konnte ich inhaltlich nicht folgen. Aber der Bruder, der sie hielt, sprach mit soviel Gestik und Mimik, dass ich das Gefühl hatte, hin und wieder doch etwas zu verstehen...
Ein beeindruckender Moment war der, des Vortragens des Evangeliums. Nicht etwa, weil es gesungen war. Nicht etwa, weil es eine schöne Evangelienprozession gab. Nein, ein kleinerer, älterer Mönch hielt das Evangeliar, das große Buch, aus dem der Text vorgetragen wurde. Es lag nicht, wie bei uns üblich, auf dem Ambo, dem Lesepult, dem Ort der Verkündigung. Es wurde vorm Volk stehend in der Mitte der Kirche auf den Altarstufen vorgetragen. Nun, der kleine Mönch stand auf der untersten Stufe und der Priester, der vortrug auf der obersten Stufe. Das Buch war groß und der Mönch klein und so ruhte das Buch während der langen Zeit des Evangeliengesangs auf seinem Kopf. Es war ein seltsames und zugleich beeindruckendes Bild. Erst mal ist das ja praktisch. Denn so ein Buch ne ganze Weile hochzuhalten - fast über Kopfhöhe - ist wirklich anstrengend. Wer sich das nicht vorstellen kann, probiere es aus. Aber für mich war dieses Bild auch Ausdruck von Demut. Da läßt jemand das Wort Gottes auf sich ruhen, stellt sich unter das Wort Gottes... und verharrt. Ich kann es nicht erklären, es hat mich beeindruckt.
Etwas anderes an diesem Gottesdienst hat mich auch sehr bewegt - man könnte auch sagen: es hat mir unglaublich gut gefallen und auch gut getan: da war viel Nähe zu der feiernden Gemeinde! Mehr als ich es in manchem Gottesdienst erlebe, in dem mir die Menschen vertraut sind. Die Gabenprozession haben eine ältere Dame und ein kleiner Junge zusammen mit einer Schwester gemacht. Und zum Friedensgruß gingen alle Schwestern zu den Leuten in den Bänken und es war ein Herzen und Händeschütteln... auch ich habe von vielen lächelnden Menschen, den Frieden gewünscht bekommen und ihn ebenso lächeln selbst gewünscht. So wohl habe ich mich in diesem Gottesdienst gefühlt! Nach dem Gottesdienst wurde erzählt, einfach in der Kirche. Jeder geht zu jedem und das Gotteshaus füllt sich mit Leben der anderen Art, nachdem der Chorgesang und das letzte Amen verklungen ist. Und dann wird die Kirche zu Ort des Begegnung, zum Erzählen und Hallo sagen, zum Plauschen und Austauschen... als wäre sie ein Wohnzimmer.
Fronleichnam ganz anders. Ohne Prozession, ohne Allerheiligstes, aber mit soviel Gegenwart...
eines habe ich, glaube ich verstanden bei der Predigt: die Frage, warum wir dieses Fest feiern: .... aus Dankbarkeit.
Ach ja, der Küster - ein für manche Augen komischer Kautz.... im Schlabber- T-Shirt, mit drei kleinen Kreolen im linken Ohr, gezeichnet, wahrscheinlich vom Leben... aber mit einem aufrichtigen Lächeln. Und geduldig, als bei der Kollekte in Ermangelung von Kleingeld munter im Körbchen gewechselt wird. Übrigens war das Körbchen sehr voll - es war Caritassonntag :)

Ach ja: der Tag endete auch in einer Kirche: St. Maria del Pi. Bei einem Gitarrenkonzert von Manuel Gonzalez, von dem die New York Times sagt, er sei einer der führenden Gitarristen spanischer Musik. Nun, mir hat auch das Konzert sehr gut gefallen. Gonzalez kann Dinge auf der Gitarre... die kann man mit Worten eh nicht beschreiben. Seine Zugabe war unglaublich! Schauspielerisches Talent besitzt der Maestro auch noch. Und kann seine Gitarre zum Schlagzeug, zur Kirchenglocke und vielen anderen Dingen werden lassen...
eine kleine Probe - zufällig auch aus der Kirche St. Maria del Pi in Barcelona und auch eines der Stücke aus dem heutigen Programm:
http://www.youtube.com/watch?v=N5eYhMwzJVE
Übrigens ist die zweite Kirche in der die Konzerte in Barcelona aufgeführt werden die Iglesia St. Jaume :)

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