Montag, 13. Juni 2011

und wieder: Paris Tl 2

Zurück von der abendlichen Lichterfahrt, die Füße wieder trocken (ja, es regnet gerade in Paris). Ich hätte ewig weiter fahren können, auch wenn auf dem Weg zum Hotel vom Bus aus längst nicht mehr die wunderbar beleuchteten Prachtbauten zu sehen waren, sondern mein Blick irgendwann an zwei, vom Licht der Straßenlaternen beleuchteten, Dixi-Klos hängen geblieben ist ;-) Die ersten Fotos sind hochgeladen und der Tag kann revue passieren.
Es war ein Tag der Gegensätze, der Beobachtung von Ambivalenzen und großer Faszinationen.
Die Lichterfahrt begann als es noch gar nicht dunkel war - ein glücklicher Umstand, denn so kam ich nach La Defense. Ein Mekka moderner Architektur, eine "kalte Enklave" der Hochhauskultur, ein Projekt abenteuerlicher Städteplanung... ein Faszinosum. Auf den Hügeln erbaut, auf denen einst die französische Armee Paris gegen die Preussen verteidigte, erstreckt sich über 160 Hektar das Viertel der Banken, Versicherungen und anderer großer Unternehmen. Es wirkt surreal, nicht wirklich, futuristisch und ist dennoch architektonisch so prachtvoll wie die aus einer anderen Zeit stammenden Bauten des "alten Paris". Die ganze Anlage gipfelt in der "Grand Arche" einem neuen Triumpfbogen, der die Achse der Champs-Elysee verlängert. Die Truppe, mit der ich hier unterwegs bin, ist fast zweigeteilt in der ganz persönlichen Einschätzung dieses Versuches einer "gemachten und geplanten" Metropole für Finanzen und Wirtschaft. Touristisch ist die Ecke nicht angenommen... Tagsüber kommen die zig Tausenden Angestellen wie die Ameisen nach La Defense, verschwinden genauso am Abend wieder - auch wenn dort ein unglaublich großes Einkaufszentrum steht (das man von außen nicht erkennt) bleibt La Defense eine leere Stadt in der Stadt. Sie wäre sicher geeignet als Filmsetting für irgendeinen futuristischen Aktionstoff.... ich bin fasziniert... wäre gerne auf den großen Platz hinuntergegangen, der sich unter der Grand Arche erstreckt und moderne Kunst beherrbergt, die sich zu betrachten lohnt! Aber wir schauen ja noch LICHTER...
So wie La Defense durchaus umstritten ist und wie ich ja gemerkt habe, beim Besucher ganz ambivalente Gefühle weckt, war auch der Eifelturm lange umstritten bei den Parisern. Mir war nicht klar, dass dieses Völkchen an der Seine ernsthaft darüber nachgedacht und lange diskutiert hatte, dieses Ding wieder abzureißen, nachdem es seinen Zweck bei der Weltausstellung erfüllt hatte.
50 Architekten haben geplant... in 24 Monanten ist er erbaut, der Turm aus Stahl. Er ist UNGLAUBLICH.  Er ist imposant wenn man drunter steht, er verschafft imposante Ausblicke, wenn man oben ist, aber er kann - sofern man sich davon begeistern läßt - ungeheuerlich beeindrucken, wenn man "drin" ist. Meine Eindrücke kann ich da kaum in Worte fassen und eigentlich sollte man denken, dass mich vielleicht ganz andere Dinge so in Verzücken versetzen, aber den Eifelturm in seiner Konstruktion, seine Bauart, die Verstrebungen.... zu sehen, macht mich sprachlos. Ich konnte mich nicht satt sehen und bin noch immer voller Achtung für die Leistung, dieses Wunderwerk aus Stahl geplant, entworfen, statisch sauber geplant und gebaut zu haben.
Neben vielen anderen Dingen, die so ein Tag in Paris einem über den Weg wirbelt, waren es diese beiden erlebnisse mit Architektur, die mich wirklich beeindruckt haben. Und einen Gedanken werde ich einfach nicht los: Paris, eine Stadt der Ambivalenz, was arm und reich angeht. Man ist als Tourist, begibt man sich nicht ab von den Routen der Pflichtprogramme, ohne Unterlass umgeben von Pracht, Prunk, Schönheit, Eleganz...  und nimmt doch in manchen Momenten war, dass es auch das andere Paris gibt. Das der Einfachheit (die man ja vielleicht noch als Eindruck bei entsprechenden Touri-Trips erhält), der Durchschnittlichkeit und der Armut. Als der Bus heute Abend den Weg zum Hotel einschlug, sah ich sie an Orten, an denen ich sie heute über Tag nicht gesehen habe: die Menschen ohne Wohnung, die in der Dämerung anfangen ihre Schlafstellen zurecht zumachen... Beim langen Spaziergang vom Eifelturm Richtung Quartier Latin steht vor einem Schaufenster für Antiquitäten eine alte Frau die nicht ins Straßenbild passt und das Bild der Frau von gestern, "im Bett" unterm Geldautomaten, mitten auf einem der großen Boulevards ist mir fest im Kopf geblieben. Tagsüber scheint die Stadt fast leergefegt von Menschen die nicht mit Pracht, Prunk, Schönheit aufwarten können. Sondern mit Einfachheit, Normalität, Schmutz, Traurigkeit, den Schattenseiten des Lebens. Oder sind sie einfach "rausgefegt" in die Arrondisements, die frei sind von Reisebussen und Fußgruppen, die hinter Schirmen herlaufen? Es gibt ihn doch, den ganz normalen Pariser, den Einwanderer, die Großfamilie... die Einsamen und sogenannten Randfiguren... und hin und wieder sehe ich sie auch und denke: nein, das Leben ist nicht nur Glanz und Gold und Erhabenheit und ....

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