Montag, 8. August 2011

Auf zu neuen Ufern... die weiße Küste - mein spanisches Abenteuer Tl 7

Come on traveller, to find the secrets that the rock of Ifach hides...

Diesen Satz habe ich heute auf einer der ersten historischen Infotafeln am Ifach gelesen. Und ich dachte: ja, auf gehts! Mit viel innerem Antrieb und tierischer Lust rauf auf den Berg :-) Und ich muss sagen, ich habe eine tolles Erlebnis in mein inneres Erlebnissammelalbum kleben können! Der Ifach - 332m über das Meer ragt der Kalkfelsen. Das Wahrzeichen von Calpe. Von Weitem zu sehen. Beeindruckend - wie man ja schon lesen konnte. Ich habe mich früh aufgemacht, wegen der Hitze. Ich habe mich gut gerüstet mit anständigem Schuhwerk, wegen des anspruchsvollen Aufstieges zum Gipfel. Ich habe mich versorgt mit ausreichend Wasser, wegen der Augusthitze hier. Alles war gut und passend. Der Aufstieg auf dieses Naturwunder und Mittelpunkt eines kleinen Naturparks ist von Ohhh´s und Ahhh´s begleitet - weil man gar nicht aufhören kann zu schauen. Auf das Meer, das Panorama, auf den Fels, auf den Gipfel, der immer näher kommt, auf die Pflanzen, die Möwen, die Boote, die immer kleiner werden... und auf die anderen Wanderer. Es steht ÜBERALL - dass man nur in angemessenen Schuhe diesen Berg bezwingen wollen soll. Das Beste was ich heute gesehen habe war eine blonde Schöne: Jeansminirock, äußerst kleidsames Bikini-Oberteil. Flotter Cowboy-Lederhut (ich glaube, ich habe solche Hüte gestern auf dem Markt gesehen, braucht sie ja vielleicht für Karneval?) An den Füßen schwarze Lederballerinas der Marke Dockers (die fand ich in Köln bei Kämpgen auch ganz nett - für Köln). Ihr Begleiter in Trekkingsandalen (immerhin, aber dennoch ungeeignet), den Rucksack lässigst über eine Schulter geworfen und das durchschwitze T-Shirt in der freien Hand (mit der anderen musste er den lässigen Rucksack festhalten). Blondchen und Coolman stöhnten und rutschen und kämpften... wie so viele andere. Ich traf sie wieder, oben auf dem Gipfel. Ich saß etwas abseits und schaute in Richtung Norden - Javia, Montgo... und hörte hinter mir ein schnaufendes Telefonat mit an: " ja, nein, es ist furchtbar anstrengend, aber sag mal bescheid, es ist so furchtbar anstrengend und sooo schwer, aber ich bin oben..." wer war´s? Blondchen ;-) als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war es der armen Frau in ihrem lockeren Outfit so warm, dass sie den Rock hochgekrempelt hat, der Slip war hellblau ;-)
Der meistgehörte Satz heute kam von einer jungen Engländerin in Begleitung zweier junger Männer. "oh my god - oh my god". Ich ging am Anfang hinter der Truppe her, habe sie mal überholt und nach einem Schwenk meinerseits habe ich sie dann wieder vor mir angetroffen - an einer Stelle, wo die, in beste Outdoorklamotten gewandete, ambitionierte Bergklettererin Schweißausbrüche nicht wegen der Anstrengung, sondern wegen der Panikattacken im Angesicht des Abgrunds, hatte.
Ich will nicht überheblich klingen, ich hatte selbst Respekt vor dieser Tour. Aber es war einfach erschreckend, mit welcher Ausrüstung die Leute teilweise eine solche Klettertour angehen. Und das ist die Gipfelbesteigung des Ifach einfach. Sie dauert nicht lange, aber wenn man abstürzt hat man die Chance auf einen siegreichen Tod zwischen Felsen und Meer... und Knochenbrücke aller Art sind sicher nicht selten.
Der Kalkstein, zerklüftet und je höher, desto weniger griffig, ist abgeschürft von hunderttausenden von Schuhen. Er sieht glatt und feucht aus. Ist aber nur glatt ;-)
Die Tour dort hinauf macht mehr als Spaß, sie ist ein Vergnügen für ambitionierte Hobbykletterer, gut zu schaffen (mit dem richtigen Schuhwerk), nicht zu weit und zeitintensiv, aber so, dass man mit stolzgeschwelter Brust am Ende sagen kann: da oben war ich!
Das Gebiet ist auch ein Stück geschütze Natur. Es ist nur erlaubt, auf den freigegebenen Wegen zu gehen - wobei die Bezeichnung Weg ab einem gewissen Punkt nur noch relativ ist. Aber man erkennt immer sehr gut, wo es lang geht.
Ich habe die Wegabschnitte genossen, als niemand um mich rum war. Es ist ein ganz eigenes Erlebnis, so etwas alleine zu machen. Man hat nur seinen eigenen Rhythmus, kann seinen Gedanken nach gehen, verweilen, wo einem danach ist. Ich habe oft einen Moment inne gehalten und geschaut. Es gibt unterhalb des Gipfels eine kleine Aussichtsplattform. Das war früher der Ort für die Wächter - sie sollten schon früh Piraten oder andere Bedrohungen ausspähen. Heute ist es einfach ein traumhafter Ort mit irrem Blick übers Meer. Das Meer in Farben, die ich nicht beschreiben will - es bleibt ein inneres Bild. Beim Abstieg bin ich nochmal dort hin. Man muss ein kleines Stück zusätzlichen Weg in Kauf nehmen. Hin und wieder zurück... aber es lohnt sich. Man sollte nicht, wie so viele, den Berg einfach nur hochhecheln....
Apropos hecheln: Am morgen kamen mir unzählige Läufer entgegen und ich dachte so bei mir: meine Güte, muss man um fit zu bleiben wirklich einen Berg raufrennen???
Die Besteigung des Ifach war ein Wunsch, seit ich zum ersten Mal auf der N-322 von Benissa Richtung Calpe fahrend diesen Berg so nah vor mir sah.... eigentlich habe ich ihn schon im Kopf seit ich die ersten Fotos von ihm sah. Er hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Und der Weg hoch und runter war dann auch ein sehr persönlicher Weg. Mit vielen ganz eigenen Eindrücken und vielen ganz eigenen Gedanken. Die Kamera stand nicht still  - auch wenn man solche Erlebnisse nicht im Bild festhalten kann. Aber die Schönheit des Ortes - davon kann man einen Hauch einfangen... vielleicht.
Auf dem Gipfel empfingen mich wilde Katzen und teilweise laute Touristen. Einige Menschen, die mit mir zeitgleich dort oben waren, waren ähnlich still wie ich. Andere eben nicht.
Der Gipfel gehört dazu... aber er war nicht DAS Erlebnis dieses Tages. Die Skyline von Calpe mit ihren Bettenburgen ist dann auch nicht der schönste Ausblick, den man haben kann. Aber ich habe von diesem schönen Felsen auch die Flecken sehen können, die von Bettenburgen verschont geblieben sind. Die Steilküsten... und denke: ich freue mich auf die schönen Plätze. Beim Heruntergehen erlebe ich noch etwas besonderes: Nebel zieht vom Meer her über den Berg und hüllt ihn ein. Minuten vorher war ich noch am Aussichtspunkt unterhalb des Gipfels und als ich mich umdrehe ist er eingehüllt und Augenblicke später nicht mehr zu sehen. Ich spüre die Kühle dieser Nebelschwaden, bin aber genau unterhalb der Nebelgrenze... habe das Gefühl sie streifen mich. Aber ich habe nach unten beste Sicht und gehe aufs Neue fasziniert weiter bergab.
Der Berg - meine Kinder sagen, der Ifach sehe aus wie ein Löwe. Dann habe ich heute einen Löwen bezwungen. Er hat mich nicht zum Kampf genötigt. Zahm war er auch nicht. Er hat die Zähne gefletscht und gezeigt, wer der Herr im Ring ist. Wir mögen uns, der Löwe und ich. Und weil ich ihn mag, werde ich ihn immer wieder besuchen.
Der Tag fand einen entspannten und glorreichen Abschluss in La Granadella - einer einfach hinreißenden Bucht unterhalb des Cap de la Nao. Ein Steinstrand mit faustgroßen Kieselsteinen und einladenden Felsen. Mit glasklarem Wasser auf dem die Schnorchler trieben, als hätten sie Luftpolster unter sich gepackt, um nicht unterzugehen.. Es war nicht voll ;-) Es war gemütlich! Es war grandios in der Bucht zu schwimmen und Erholung zu finden von der Anstrengung des Ifach.
Ein wundervoller Tag - mit vielen persönlichen Momenten und tausend neuen inneren Bildern für die sich mehr und mehr füllende ganz persönliche Festplatte der Erinnerungen.
Gute Nacht - buenas noches - Hasta manana

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